Zur Geschichte der Medizin
Aus dem Weltreich der Heilkunst und Pharmazie
Eine digitale Galerie

William Thomas Green Morton

9. 8. 1819 - 15. 7. 1868

Der Patient Eben Frost hat in dem gepolsterten Stuhl des Zahnarztes Platz genommen, Morton, ein Spezialist für Zahnprotetik und geübt darin, alte Zahnstümpfe möglichst schmerzfrei zu extrahieren, hält dem soeben eingeschläferten Cellisten noch immer das äthergetränkte Tuch vor die Nase. Dem Doktor zur Seite sein junger Assistent Hayden, Doktor Hayden. In wenigen Augenblicken wird er den vereiterten Backenzahn des Gepeinigten ziehen. Am nächsten Tag wird das Boston Daily Journal berichten, daß am Vorabend „einem Gentleman durch Inhalation eines Präparats, dessen einschläfernde, betäubende Wirkung etwa eine Minute anhielt, ein Zahn ohne jedwede Schmerzempfindung gezogen“ worden sei. Welches Mittel wurde nicht mitgeteilt, Morton hat es den Redakteuren nicht gesagt.

Von den Wirkungen des Schwefeläthers hatte Michael Faraday schon 1818 berichtet, der Herbstabend 1846 ist dennoch die Geburtsstunde der segensreichen Anästhesie und mehr noch: eine Conditio für den Siegeszug der Chirurgie, ein Symbol für den Aufstieg der amerikanischen Medizin, vom Hinterwald an die Weltspitze. Daß schließlich die Anwälte verdienten und Morton nach 20 Jahren Prozessierens 1868 völlig verarmt starb, paßt ebenfalls zum amerikanischen Mythos.

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