Zur Geschichte der Medizin
Aus dem Weltreich der Heilkunst und Pharmazie
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Der Blindensturz

Das Motiv geht auf ein Christuswort zurück, überliefert im Evangelium nach Matthäus. Jesus bezeichnet darin die Pharisäer als blinde Blindenführer: Laßt sie, sie sind blinde Blindenführer. Wenn aber ein Blinder den anderen führt, so fallen sie beide in die Grube.“ Dieses Gleichnis, das ähnlich auch aus anderen Kulturen bekannt ist, wurde von Pieter Bruegel in ein expressives Bildwerk gebannt, in dem eine Gruppe Bresthafter entlang eines Grabenbruches über die Leinwand torkelt, gerade im Begriff zu stürzen.

Blindheit mit all seinen Ursachen war im 16. Jh. bei weitem häufiger als heute; die mit ihr Geschlagenen hatten sich als Bettler durchs Leben zu mühen, verachtet, am Rande der Gesellschaft. Die Ophthalmologie befand sich in Bruegels Zeiten noch auf mittelalterlichem Stande, Starstecher zogen durchs Land und behandelten den Katarakt wie schon in babylonischer Zeit. Einer dieser Handwerkschirurgen war später der legendäre Johann Andreas Eisenbarth. Überhaupt oblag die Augenheilkunde noch der Chirurgenzunft, ein entsprechendes Universitätsfach noch nicht in Sicht. Allenfalls Brillenmacher gesellten sich den Chirurgen zu, waren doch Brillen gegen die Presbyopie (Altersweitsichtigkeit) bereits allgemein verbreitet. Und Leonardo da Vinci hatte mit seinen anatomischen und physiologischen Studien einen vielversprechenden Anfang getan.

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