Kulturgeschichte Österreichs
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Arthur Schnitzler – Er deckte auf, was im Verborgenen lag

Der gebürtige Wiener war einer, der kein Blatt vor den Mund nahm. Schon während seines Medizinstudiums schrieb Arthur Schnitzler (1862–1931) Gedichte und Dramen. Als angehender Arzt ließ er sich bei seiner literarischen Arbeit vor allem von neuen Erkenntnissen aus der Psychoanalyse leiten. Er sezierte das Bewusstsein seiner Charaktere, legte Konflikte, Affären, Ehebrüche unter einer makellosen Oberfläche frei. Damit löste er einen Sturm der Entrüstung aus, der üble Folgen für ihn hatte: Schnitzler wurde der Offiziersrang abgesprochen, weil er mit seiner Novelle Leutnant Gustl (1901) den militärischen Ehrenkodex anzweifelte. Auch bei der Uraufführung seines Bühnenstückes Reigen im Jahre 1920 (Buchausgabe 1903) im Kleinen Schauspielhaus in Berlin kam es zum Skandal. Etwa 200 Personen stürmten das Theater, um die Vorstellung zu verhindern. Ein Gerichtsverfahren gegen die Schauspieler und Direktoren wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses war die Folge. Schnitzler verhinderte weitere Eklats, indem er jede folgende Vorführung untersagte. Der Reigen, eine raffiniert aufgebaute Dialogreihe über Sexualtabus, wurde erst im Jahr 1982 unter großem Interesse der Öffentlichkeit zur Aufführung gebracht. 

Die meisten Menschen ahnen nicht einmal, was sie alles wissen, in der Tiefe ihrer Seele wissen, ohne sich’s einzugestehen. 

Arthur Schnitzler, Der Weg ins Freie (1908)

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