Theodor Storm

1817–1888

Hans Theodor Storm, der wichtigste Vertreter des bürgerlichen Realismus in Deutschland, wurde am 14. September 1817 zu Husum in Schleswig als Sohn eines Advokaten geboren und starb in Hademarschen am 4. Juli 1888. Er trat als Lyriker genauso hervor wie als Verfasser schwermütiger, rosenblättriger Novellen: Immensee, Pole Poppenspäler, Aquis submersus und die kleine Erzählung Im Saal – eines der frühesten und schönsten Gebilde Storms, das er im Revolutionsjahr 1848 ersann. Seine älteste Novelle Immensee ist noch ganz von der Romantik beeinflußt, ein Gemälde aus Naturfarben und Stimmungen. Die Sehnsucht nach der guten friedlichen Zeit, der wir sonst zu trauen gar nicht geneigt sind, wird, wenn wir sie lesen, übermächtig in uns. Früher – ja, das war freilich eine stille bescheiden Zeit: „Die Menschen waren damals noch höflicher gegeneinander. Das Disputieren und Schreien galt in einer feinen Gesellschaft für sehr unziemlich. Wer seine Nase in die Politik steckte, den hießen wir einen Kannegießer, und war’s ein Schuster, so ließ man die Stiefel bei seinem Nachbarn machen. Die Dienstmädchen hießen noch alle Stine und Trine, und jeder trug den Rock nach seinem Stande... Aber was wollt Ihr denn“ fuhr die alte Großmutter fort, „wollt Ihr alle mitregieren?“ Ja Großmutter, das wollen wir nun freilich, und darum sind wir auch alle so unglücklich und ruhlos, so hin und her gerissen zwischen Stern und Erde, so kriegerisch und friedlich zugleich.

1843 kehrte Storm als frischgebackener Jurist nach Husum zurück und eröffnete eine Anwaltskanzlei. 1853 wurde er Gerichtsassessor in Potsdam, 1856 Kreisrichter in Heiligenstadt, 1864 Landvogt und Amtsrichter in Husum. Die letzten Jahre seines Lebens, von 1880 bis 1888 verbrachte Storm im Ruhestand in Hademarschen, wo er sich eine Villa errichten ließ. Seine letzte Novelle erschien im April 1888 – der Schimmelreiter, zwei Monate später erlag er einem Magenkrebsleiden. Auf dem Friedhof St. Jürgen in Husum ist Storm zur Ruhe gebettet.

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