Gebrüder Grimm

Jakob (1785–1863), Wilhelm (1786–1859)

Wer einmal durch die Bände des Deutschen Wörterbuches geblättert hat muß ehrfürchtig verstummen – ein Leben nach den Maßstäben des 21. Jahrhunderts reicht kaum zur passiven Aufnahme all dessen, was Jakob und Wilhelm Grimm aktiv gesammelt, erforscht, geschrieben, hinterlassen haben, ganz ohne Google und Co. versteht sich, und ohne Hilfe eines Rechners überhaupt. Fast alles haben die beiden Brüder auf Wanderungen gesammelt und niedergeschrieben, Feldforschung mit Stock und Hut und Ranzen. Mit den Kinder- und Hausmärchen, veröffentlicht erstmals 1812, werden viele heute noch groß. Dann die Deutschen Sagen, die Deutsche Mythologie, die germanische Sprachforschung, die Heldensage, die mittelalterliche Dichtung, die volkskundlichen Forschungen, die Irischen Elfenmärchen, und auch noch die vier Bände Deutscher Grammatik von Jacob Grimm – staunend stehen wir vor den Gründervätern der Germanistik, vor einer geradezu übermenschlichen dichterischen und wissenschaftlichen Leistung. Kafkas Lehrer Ferdinand Deml hat seinen Zöglingen über die Gebrüder Grimm eingeschärft: „Wer deren Sprache und Geist recht in sich aufzunehmen vermag, der ist für immer gegen alle Unnatur im Denken und Schreiben geschützt.“ Vermutlich folgte Kafka dem Rat. Wen sonst das bunte Treiben in Berlin kalt läßt, die letzte Ruhestätte der Grimmschen könnt ihn für die Spreestadt erwärmen. Auf dem alten St. Matthäus Kirchhof in Berlin-Schöneberg hat man den Titanen ein Ehrengrab gesetzt.

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